„In Zeiten der Spaltung ist es wichtiger denn je, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten.“ – Unbekannt
Ausgrenzung ist mit das Schlimmste, was wir als Menschen erleben können. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Soziale Ablehnung kann Einsamkeit, Angst, Depression und ein geringes Selbstwertgefühl auslösen. Sie triggert die Urinstinkte in uns, da wir entwicklungsgeschichtlich die Gruppe zum Überleben brauchten. Für unser Gehirn fühlt es sich so an, als sei unser Leben bedroht. Und auch heute noch sind soziale Bindungen tatsächlich essenziell, um vorhandene Strukturen und Ressourcen nutzen zu können.
Zunehmende Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken
Soziale Isolation wird daher als sehr belastend empfunden und in unserer Gesellschaft als Strafe benutzt. Oft geschieht soziale Ausgrenzung unbewusst, aber oft auch systematisch – und letzteres nimmt immer mehr zu. Die Gesellschaft teilt sich immer mehr in angeblich „gute“ und „schlechte“ Menschen und gerade politisch findet eine zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft statt. Die einen bezeichnen die anderen als Covidioten, Nazis oder Schwurbler, die andere „Seite“ sieht die anderen als Schlafschafe, hörige Systemlinge oder realitätsferne Ideologen. Jede „Seite“ wähnt sich im Recht und verurteilt die jeweils andere „Seite“. Die Folge davon ist ein raues, unsolidarisches Klima, in dem wir uns gegenseitig bekämpfen, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen und in dem jeder Recht haben will. Schwarz-Weiß-Denken verhindert zu erkennen, dass jede Seite zumindest auch einige sinnvolle Aspekte hat und dass wir eine Balance aus progressiven als auch konservativen Anteilen brauchen. Die Gräben werden immer größer und es wird immer schwerer aufeinander zuzugehen und miteinander zu reden. Dies wird stark durch die Rhetorik von Medien und Politikern und in den sozialen Medien befeuert. Übrig bleiben Menschen, die nicht mehr bereit sind miteinander zu reden, sich in ihre Blase zurückziehen und das fördert Einsamkeit, Depression, Aggression und Feindseligkeit.
Fragst du dich auch oft, wie wir in einer Welt, die sich immer mehr polarisiert, dazu beitragen können Brücken zu bauen und die Menschen wieder zusammenzubringen, um einen positiven gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen? Wenn ja, wartet am Ende des Artikels noch eine besondere Möglichkeit auf dich. Es lohnt sich also doppelt, ihn zu Ende zu lesen.
Wo ist Veränderung am leichtesten?
Eine Veränderung können wir nur herbeiführen, wenn wir bei uns selbst etwas verändern. Das erfordert sehr viel Mut und Ehrlichkeit und es kann auch weh tun, wenn wir uns unsere eigenen Schatten, die Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir vielleicht bisher als schlecht betrachtet haben, anschauen wollen. Es geht mir hier nicht darum irgendjemanden bloßzustellen, sondern im Gegenteil, wie wir uns alle so lassen können wie wir sind – sowohl andere, als auch uns selbst. Niemand von uns ist ohne Fehler, niemand kann alles überblicken. Was heilsam ist, ist uns unsere blinden Flecken anzuschauen, denn dann können wir sie wieder annehmen und integrieren. Nur dann können wir auf sinnvolle Weise Grenzen setzen wo es erforderlich ist. Denn wenn wir in uns selbst klar sind, können wir auch klar kommunizieren was für uns inakzeptabel ist und wir können es so tun, das unser Gegenüber in der Lage ist uns zu hören und die Möglichkeit erhält darauf zu reagieren. Dafür gibt es zwar keine Garantie, aber es erhöht die Chancen drastisch. Und es erleichtert uns das Leben, weil wir nicht gegen etwas Abstraktes ankämpfen. Sicher hast du schon einmal gehört, dass wir genau das, was wir bekämpfen, stärker machen. Es lohnt sich also hinzuschauen, selbst wenn es sich erst einmal unangenehm anfühlt.
Was begünstigt die Spaltung unserer Gesellschaft?
Um die spaltenden Strukturen in unserer Gesellschaft aufzulösen, ist es hilfreich zu verstehen, wie sie funktionieren. Denn so haben wir die Möglichkeit, bewusst nicht mehr dazu beizutragen.
Unsere Gesellschaft belohnt traumatisierte Menschen, die nicht in der Lage sind zu heilen. Sie erhalten Macht und geben so ihr eigenes unverarbeitetes Trauma weiter und so multipliziert sich das Trauma in unserer Gesellschaft. Das Ergebnis sind Menschen, die sich isoliert, einsam, unverstanden, wütend und/oder ängstlich fühlen – auf allen Seiten. Damit sind wir leicht manipulierbar und wir werden dazu verleitet uns in die Masse der scheinbar „Guten“ einzufügen, denn damit sind wir all die unangenehmen Gefühle los – zumindest an der Oberfläche.
Was ist Trauma?
Trauma bedeutet wörtlich aus dem Griechischen übersetzt „Wunde“, also in diesem Kontext eine seelische Verletzung, die noch nicht verheilt ist, weil ein traumatisches Erlebnis noch nicht bewältigt und verarbeitet werden konnte. Oft denken wir hierbei an extreme Ereignisse wie z.B. einen Unfall, eine Gewalterfahrung, Krieg oder Vertreibung (also ein Schocktrauma), aber es können auch Ereignisse sein, die wir gar nicht als traumatisierend einstufen, weil sie so alltäglich und weit verbreitet sind. Perfektionismus, Leistungsdruck, Dauerstress und Schwierigkeiten in Beziehungen, Einsamkeit oder Zu-Viel-Essen können Anzeichen dafür sein. Je nach Veranlagung gehen wir auch sehr unterschiedlich mit schwierigen Ereignissen um. Was für einen Menschen traumatisierend ist, muss es für jemand anderen nicht sein. Es hängt von unserer Kapazität ab, potenziell traumatisierende Vorkommnisse zu verarbeiten. Umgekehrt hat nicht jeder, der psychisch widerstandskräftig erscheint, belastende Situationen emotional verarbeitet. Manche von uns wirken, als hätten sie alles im Griff, dabei kompensieren sie die seelische Verletzung mit Bewältigungsstrategien, die in erster Linie dazu dienen den Schmerz nicht mehr zu spüren. Einige davon werden gesellschaftlich belohnt. Z.B. finden sich in Führungspositionen oft Persönlichkeiten, die ihr Umfeld kontrollieren, sich mit ihren Ellenbogen durchsetzen und keine Schwäche zeigen.
Was ist Projektion?
Um seelischem Schmerz auszuweichen, nutzen wir einen Abwehrmechanismus, der Projektion genannt wird. Dabei schreiben wir Eigenschaften, Gedanken und Gefühle, die wir nicht spüren wollen, anderen Personen zu, projizieren sie also auf andere, anstatt sie bei uns selbst wahrzunehmen. So können wir unser Selbstbild als kompetente, sichere, moralische Persönlichkeit wahren. Wir sehen dann das, was wir in uns selbst nicht wahrhaben wollen, weil es zu schmerzhaft wäre, im anderen. Z.B. beschreiben wir jemand anderen als dominant, wenn wir uns unseren eigenen inneren Anteilen, die die Tendenz haben andere zu dominieren, nicht stellen können. So schaffen wir Distanz zwischen uns unseren Emotionen und den negativen Eigenschaften, die wir nicht haben wollen oder auch positiven Aspekten in uns, die wir selbst nicht wahrnehmen können. Wir übertragen sie auf andere Personen oder Gruppen. Und so brauchen wir uns nicht damit beschäftigen, unsere unangenehmen Gefühle nicht spüren, und fühlen besser als die, in denen wir die ungewollten Eigenschaften sehen können. Das schafft auch Distanz zu der anderen Person oder Gruppe.
Insbesondere die Menschen, die Kontrolle dazu nutzen, um ihren Schmerz zu meiden, können sehr souverän wirken. Planen, über andere oder sich selbst urteilen, nach Anerkennung z.B. durch Leistung streben, aber auch sich (in ungesunder Weise oder Ausmaß) um andere kümmern sind einige Beispiele. Andere von uns schützen sich vor dem Schmerz, indem sie ihn unterdrücken, z.B. durch Sucht, Flucht in die Fantasie, Wut oder Ablenkung. Wir alle wechseln zwischen diesen Strategien, wobei wir manche bevorzugen und häufiger nutzen als andere. Gemeinsam ist ihnen, dass wir sie nutzen, um den Schmerz nicht zu spüren. Viele dieser Bewältigungsstrategien sind gesellschaftlich so verbreitet, so dass wir glauben sie seien normal und sie gar nicht als das Ergebnis eines Traumas wahrnehmen (wie z.B. Leistungsdruck, Arbeitssucht, Beziehungsprobleme und eben soziale Ausgrenzung).
Welche Rolle spielen dabei klassischen Medien, Social Media und Politik?
Der Mechanismus der Projektion wird von der Art der Berichterstattung unserer Medien, durch Beiträge auf Social Media und durch die Rhetorik unserer Politiker befeuert und die Intensität nimmt seit einigen Jahren immer mehr zu. Wir werden mindestens dazu eingeladen, wenn es uns nicht sogar abverlangt wird, auf bestimmten Menschen, (beispielsweise „die Rechten“, „die Ungeimpften“), die nicht so sind, wie „wir“ sie gerne hätten, herunterzuschauen und sie als schlecht oder böse anzusehen. Das bewirkt, dass wir möglichst nicht selbst zu dieser Gruppe gehören wollen und es verleitet uns dazu uns sozial gefällig zu verhalten, so dass wir möglichst nicht Gefahr laufen, selbst bestraft zu werden. Wir beteiligen uns aktiv daran eine bestimmte Gruppe zu ächten oder bemühen uns zumindest, nicht mit ihr in Verbindung gebracht zu werden.
Was Menschen voneinander trennt
Die Aufforderung zur Ausgrenzung kann explizit geschehen, indem benannt wird, was wir als gut und richtig anzusehen haben oder auch implizit, indem Menschen, die bestimmte Privilegien genießen, bevorzugt behandelt werden und andere, die sie nicht genießen benachteiligt oder bestraft werden. Eines der härtesten Mittel für diese Bestrafung ist dabei soziale Ausgrenzung. Angst und Schuld sind die Emotionen, die meist dadurch getriggert werden. Jüngste Beispiele sind dafür „die Rechten“, Migranten oder sogenannte „Ungeimpfte“.
Was als Privileg gilt, kann sich jederzeit willkürlich ändern und kann von uns selbst nicht immer unmittelbar kontrolliert werden, z.B. Geschlecht, Alter, ethnische Gruppe/Rasse, Bildung, politische Gesinnung, Impfstatus. Gerade wenn wir selbst zu den privilegierten gehören, nehmen wir oft gar nicht wahr, dass bestimmte Eigenschaften die Menschen in Privilegierte und Nichtprivilegierte unterteilen. Beispielsweise spüren Männer nicht, dass Frauen schlechter bezahlt werden. Weiße einheimische spüren nicht, wie schwer es für jemanden mit Migrationshintergrund oder dunklerer Hautfarbe sein kann, einen Job zu bekommen. Vielen, die sich haben impfen lassen ist nicht bewusst, welche massiven Einschränkungen „Ungeimpfte“ hinnehmen mussten. Wir neigen dazu zu denken, dass wir für unser Privileg hart gearbeitet haben. Das mag sogar stimmen, ist aber in der Regel nur ein Teil der Wahrheit. Daher lohnt es sich, es in Frage zu stellen, wenn wir glauben, dass diese Privilegien gar nicht existieren oder dass es schon nicht so gravierend sein wird.
Zudem läuft der Mechanismus der Projektion unbewusst ab. Daher merken wir auch nicht, was wir da eigentlich tun und es lohnt auch hier, den Status quo in Frage zu stellen, wenn wir glauben wir selbst würden nicht projizieren, sondern nur die anderen. Das selbst ist eine klassische Projektion. Wir alle tun es, es gehört zum Menschsein dazu. Wir können unsere unverarbeiteten Gefühle sowohl nach unten projizieren und auf andere herabschauen, z.B. indem wir über andere urteilen, oder nach oben, indem wir andere auf ein Podest heben.
Wie trage ich selbst dazu bei?
Um diesen äußeren polarisierenden Strömungen in unserer Gesellschaft entgegenwirken, lohnt es sich, anzuschauen, wie wir innerlich dazu beitragen sie zu erhalten – und sei es nur dadurch, dass wir sie nicht in Frage stellen. Denn die äußeren Machtstrukturen zeigen sich auch in uns selbst, in der Art und Weise wie wir unsere inneren Anteile organisieren und sie sind untrennbar mit den gesellschaftlichen Strukturen verbunden und sie beeinflussen sich gegenseitig. Es gibt also zwei Punkte an denen wir ansetzen können, wenn wir etwas verändern möchten: die gesellschaftliche Ebene und die persönliche Ebene. Eine Veränderung der gesellschaftlichen Ebene ausgehend von führenden Persönlichkeiten und Organisationen/Strukturen macht es den Individuen leicht etwas zu ändern und zu einem wertschätzenden Miteinander zu finden. Da derzeit aber „von oben“ genau das Gegenteil erfolgt, die Spaltung der Gesellschaft von Politik und Medien immer mehr befeuert wird, möchte ich mich hier auf die persönliche Ebene beziehen, denn hier kann jeder für sich selbst ansetzen und konkret etwas verändern. Die gesellschaftlichen Strukturen bleiben nur so lange erhalten, wie jeder einzelne von uns sich darin einfügt, sei es aus Unwissenheit oder Angst. Wenn wir unsere ungewollten Anteile wieder annehmen und kleine wie große seelische Verletzungen heilen, brauchen wir immer weniger Anerkennung von außen, so dass wir freier in unseren Entscheidungen werden.
Wie kann ich meine Projektion auflösen?
Bist du dafür bereit? Um unsere „verstoßenen“ inneren Anteile wieder anzunehmen, brauchen wir Ruhe, Offenheit, Neugier und Mitgefühl. Wichtig ist, dass wir immer gut mit uns umgehen und uns selbst nicht dafür verurteilen, dass wir selbst die Eigenschaften haben, die wir als schlecht ansehen. Denn es ist wie gesagt menschlich. Jeder von uns hat diese Anteile und jeder von uns schiebt sie von sich weg. Du kannst dich also vorher (und auch gerne immer wieder zwischendurch) fragen:
„Bin ich ruhig, unvoreingenommen, neugierig und mitfühlend?“ Aus dieser Haltung heraus kannst du dich nun dem zuwenden, was du bisher abgelehnt hast.
Wie gelingt es mir unvoreingenommen zu sein?
Wenn es dir schwer fällt, unvoreingenommen oder mitfühlend zu bleiben, kannst du dir helfen, indem du dich zunächst an eine Situation erinnerst, in der du das konntest. Vielleicht kannst du das prima, wenn Freunde von dir von ihren Problemen erzählen, wenn du im Sommerurlaub bist oder wenn du deinem Hobby nachgehst. Erinnere dich möglichst an eine konkrete Situation in der du offen und unbefangen warst. Dann kannst du nachspüren, wie sich diese Offenheit im Körper zeigt. Fühlt sich der ganze Körper offen an, als würde er sich ausdehnen? Oder spürst du eine Wärme im Bauch? Oft nehmen wir Ausdehnung, Weite, Wärme oder Helligkeit wahr. Es ist aber bei jedem unterschiedlich, daher lade ich dich ein selbst bei dir nachzuspüren.
Wenn du nun entspannt, ruhig und offen sein kannst, kannst du auch schon loslegen.
Mit dem folgenden Leitfaden kannst du negative Projektionen (wenn du auf jemanden herabschaust) anschauen und wieder annehmen. Die Beispiele habe ich gewählt, weil sie in den Medien sehr präsent sind und viele beschäftigen. Ich beziehe ausdrücklich für niemanden Stellung – weder dafür noch dagegen.
Auflösen einer negativen Projektion
- Wen magst du nicht oder wen verabscheust du? (Person oder Gruppe)
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Beispiel 1: „Klimaleugner“
Beispiel 2: AfD-Politiker und -Wähler
- Was an ihnen magst du nicht/verabscheust du?
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Beispiel 1 („Klimaleugner“):
- Sie sind ignorant
- Sie denken sie wüssten es besser
- Sie sind für wissenschaftlichen Argumenten nicht zugängig
- Sie gefährden unsere Zukunft
- Ihnen sind andere und die Erde egal
- Sie sind rücksichtslos
- Sie sind verantwortlich, wenn Menschen sterben
Beispiel 2 (AfD-Politiker und -Wähler):
- Sie gefährden unsere Demokratie
- Sie verbreiten Hass und Hetze
- Sie verbreiten Fake-News, sie lügen
- Sie geben den Ausländern die Schuld an allem
- Sie verfolgen die Schwachen
- Sie liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen, sie sind populistisch
- Die Sprache, die sie verwenden ist menschenverachtend
- Sie haben sehr extreme Ansichten
- Was daran triggert dich am meisten?
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Beispiel 1 („Klimaleugner“): Sie sind ignorant
Beispiel 2 (AfD-Politiker und -Wähler): Sie verbreiten Hass und Hetze
- Wo und wie spürst du die Ablehnung/Verachtung im Körper?
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Beispiel: flaues Gefühl im Bauch und Kribbeln in den Armen
- Bist du noch ruhig, unvoreingenommen, neugierig und mitfühlend? – Falls nein, möchtest du dich noch mal an die Situation erinnern, in der du dich einmal so gefühlt hattest? Was siehst, hörst und fühlst du, wenn du dich daran erinnerst als wäre es jetzt?
- Wo verhältst du dich genauso oder ähnlich?
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Beispiel 1 („Klimaleugner“): Ich bin ignorant, weil ich…
- eigentlich nicht viel über das Thema weiß, sondern nur das übernehme, was ich von anderen höre
- selbst in den Urlaub fliege
- lieber mit dem Auto fahre als mit dem Fahrrad oder Zug
- mich nicht mit Meinungen oder Wissenschaftlern beschäftige, die das Thema kritisch sehen, also einseitig bin
- mich nicht dafür interessiere, ob Obst und Gemüse, das ich kaufe aus Übersee kommt
- mich auf das Klima versteife, mich aber nicht damit beschäftige wie die Umwelt noch nachhaltig zerstört wird (Pestizide, Bienensterben, Grundwasservergiftung, Gentechnik,…)
- es mir zu anstrengend ist mich näher damit zu beschäftigen, wenn mir jemand sagt wo ich unmoralisch handele (Kauf von Kleidung, Rohstoffen, Kosmetik, Edelsteine, Mica, etc. wofür Menschen ausgebeutet und Tiere gequält werden (z.B. Tierversuche))
- nicht hinterfrage was die Medien oder andere Personen berichten
- nicht wirklich zuhöre, wenn meine Kollegin von den Problemen mit den Kunden berichtet
Beispiel 2 (AfD-Politiker und -Wähler): Ich verbreite Hass und Hetze, weil ich…
- die AfD hasse oder verabscheue
- regelmäßig auf die AfD schimpfe
- AfD-ler grundsätzlich ablehne, anstatt ihre Meinung zu kritisieren
- heimlich ein bisschen Genugtuung spüre, wenn ein AfD-Politiker verprügelt wird
- andere gegen die AfD aufstachele
- nach allem suche, was mich von ihnen trennt, anstatt auch nach dem zu suchen, was uns verbindet
- meine Meinung bereits habe – im Grunde genommen können sie sagen, was sie wollen, es wird mich nicht überzeugen
- ich nicht auf sachlicher Ebene gegen sie argumentiere, sondern aus dem Gefühl der Abneigung heraus
- regelmäßig über meinen Chef lästere
- mir selbst Vorwürfe mache und mir einrede, dass ich ein Versager bin, wenn ich meine To-Do-Liste nicht erledigt habe
- meinem Partner Schimpfworte an den Kopf schmeiße und laut werde, wenn ich mich nicht verstanden fühle
- ich abfällig über Radfahrer rede, weil mich neulich einer geschnitten hat
- ich schlecht über meinen Cousin denke, weil er beruflich nichts auf die Kette bekommt
- ich neidisch auf Leute bin, die finanziell bessergestellt sind als ich
Wie kann ich meine blinden Flecken anschauen?
Der letzte Punkt dürfte der schwierigste sein und gelingt uns nicht immer, vor allem wenn wir noch keine Übung darin haben. Vielleicht haben dich einige der Sätze oben auch getriggert. Wenn das so ist, kannst du schauen, ob du in ihnen zumindest Aspekte sehen kannst, wo du dich ähnlich verhältst. Du kannst dich vorsichtig herantasten. Wo hast du schon einmal ähnlich reagiert, vielleicht schon vor langer Zeit, vielleicht als Kind? Vielleicht warst du nicht so extrem, wie die Person, die du benannt hast, aber hast zumindest die gleichen Tendenzen? Wenn du dir ganz sicher, bist, dass du so etwas wirklich noch nie getan hast und nie tun würdest, kannst du dich fragen, ob es bestimmte Umstände geben würde, unter denen du das Gleiche tun würdest. Oder du kannst dich auch fragen: Was erlaube ich mir selbst nicht? Verabscheust du z.B. Menschen, die nicht arbeiten wollen und einfach so Bürgergeld kassieren? Könnte es sein, dass du dir selbst oft nicht erlaubst, auszuruhen, weil immer die Pflicht und die Arbeit im Vordergrund stehen? Erlaubst du dir nicht um Hilfe zu bitten und bist immer stark? Wenn du nicht weiterkommst, kannst du versuchen die Frage nicht mit dem Kopf zu beantworten, sondern aus dem Gefühl heraus. Du könntest dir noch einmal bewusst machen, wo du die Abneigung im Körper spürst und dich fragen wo du dich so wie die andere Person verhältst und die Antwort aus diesem Körpergefühl aufsteigen lassen. Wenn du magst, kannst du auch gute Freunde oder Familienmitglieder, denen du vertraust, fragen, denn für andere ist es meist deutlich offensichtlicher als für uns selbst.
Herzlichen Glückwunsch!
Wenn du die Fragen oben durchgearbeitet hast, selbst wenn du nicht alles beantworten konntest, darfst du dir nun ordentlich auf die Schulter klopfen und sehr zufrieden mit dir sein. Denn du hast etwas getan, was die meisten von uns nicht einmal in Erwägung ziehen: Deine Schatten angeschaut. Schon alleine deine Bereitschaft dazu ist bemerkenswert. Wenn du dabei auch noch ein paar A-ha-Momente hattest, umso besser. Wenn dich manche Beispielsätze immer noch triggern sollten und du beim besten Willen nicht erkennen kannst, was das mit dir zu tun haben soll, du es aber doch gerne wissen würdest, gibt es am Ende des Artikels noch die Möglichkeit für persönliche Unterstützung – kostenlos und absolut unverbindlich. Wenn du gar nichts mit der Übung oben anfangen kannst, ist das auch in Ordnung. Es geht nicht darum dich von etwas zu überzeugen, sondern sie ist als Angebot für die gedacht, die sie hilfreich finden.
Was bewirkt Angst?
Wenn wir unsere Projektionen zu uns zurückholen, sie also wieder als Teil von uns zulassen können, verlieren (oder mindern) wir die Angst davor und damit automatisch auch die Angst vor der anderen Person oder Gruppe. Unser Nervensystem kann sich beruhigen. Und das ist die beste Grundlage dafür, dass wir auch im Außen etwas verändern können. Denn zu starke oder unbewusste Angst führt dazu, dass wir nur den entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil unseres Gehirns, der für das Überleben zuständig ist, benutzen können. Das Großhirn funktioniert in solchen Situationen nicht mehr. Kurzfristig ist das sinnvoll, da wir dann entweder kämpfen, weglaufen oder uns totstellen können – heutzutage im übertragenen Sinne. Langfristig ist es aber destruktiv, da wir ohne unser Großhirn nur schwarz-weiß denken können, es gibt dann nur richtig oder falsch. So sind wir nicht in der Lage kreative Lösungen zu finden, das Beste aus beiden „Seiten“ zu vereinen und wir sind nicht in der Lage kritisch zu denken und Dinge zu hinterfragen. Damit sind wir leicht manipulierbar und sehnen uns oft nach Persönlichkeiten, die uns einfache Lösungen versprechen.
Benennen vs. verurteilen
Wenn wir wie oben beschrieben vorgehen, geht es nicht darum Dinge schönzureden, sondern es geht darum wieder aus dem Schwarz-Weiß-Denken zu Grau- und sogar Farbtönen zu kommen. Das heißt nicht, dass wir so tun als gäbe es kein Problem. Wenn jemand zu Gewalttaten aufruft, mordet oder Straftaten als geheiligte Mittel zum Zweck betrachtet, dann dürfen wir das klar benennen und es sollten auch Konsequenzen folgen. Es ist nur deutlich einfacher dies zu tun, wenn wir unsere Trigger erkennen und zumindest kurzzeitig einen klaren Blick ohne Verurteilung darauf werfen können. Das macht es den Menschen, die inakzeptables Verhalten zeigen auch leichter es abzustellen, wenn sie nicht grundsätzlich als Menschen abgelehnt werden, sondern nur ihr Verhalten.
Einmalige Gelegenheit zur Auflösung deiner Projektionen
Da ich einen Beitrag dazu leisten möchte, dass wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden und lernen und gegenseitig wieder zu vertrauen, verschenke ich 3 Coachings von je einer Stunde – kostenlos und absolut unverbindlich! Wenn du bereit bist, tiefer zu schauen und auch deine blinden Flecken anzusehen, ist das eine einmalige Gelegenheit. Ich habe nur eine Bedingung: Es sollte dabei um Projektion im gesellschaftlichen Kontext gehen. Woher du das weißt? Wenn du jemanden dafür, dass er/sie eine andere (politische) Meinung hat, verurteilst oder als Problem betrachtest, wütend auf eine bestimmte Gruppe bist oder Angst vor ihnen hast, kannst du ziemlich sicher sein, dass du projizierst. Wenn du dennoch unsicher bist, kannst du mir gerne schreiben.
Wenn dich auch interessiert, woran wir positive Projektionen (die Zuschreibung positiver Eigenschaften) erkennen und auflösen können, schreib es mir gerne in die Kommentare.
Empfehlungen für weiterführende Informationen:
- Buch: „Vom Mythos des Normalen – wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert – neue Wege zur Heilung“ von Gabor Maté
- „Shifting the Power with love“ über die Veränderung von Machtdynamiken von Anneke Lucas & Christina Merkley (Englisch): https://www.shift-it-coach.com/shifting-the-power/ mit Triggerwarnung! Es werden schwerste Traumata behandelt, sie werden jedoch immer in einen heilsamen Kontext gesetzt.